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Fragen und Antworten

Marianne und Wilfried Marquardt

21465 Reinbek, Hermann-Körner-Strasse 15,  Tel.: 040 / 722 18 98


Kellereiartikel für private Verbraucher





Inhalt dieser Seite:


  1. Äpfel für Cidreherstellung (07.10.2004)
  2. Obstwiese mit Apfelbäumen ergänzen (201.10.2007)
  3. Verarbeitungszeitpunkt für späte Sorten (17.02.2009)
  4. Begriffsbestimmung “Pflückreife” und “Genussreife” (17.02.2009)
  5. Mischsaft aus unterschiedlichen Reifegraden (17.02.2009)
  6. Lagerobst verarbeiten (17.02.2009)
  7. Begriffsbestimmung “Mostobstsorten” (17.02.2009)
  8. Sorten für die Streuobstwiese (17.02.2009)
  9. .. auch Birnenbäume (27.03.2009)
  10. Besonderheiten des Klarapfels (25.07.2009)
  11. Nachpflanzung von 137 Apfelbäumen (12.02.2016)
  12. Unterschiede zwischen Apfel- und Birnenquitten (30.09.2017)
  13. Apfelbäume für die Mosterei in Hochlage (08.03.2019)




Äpfel für Cidreherstellung


Frage
ich bin auf der Suche nach Äpfeln um Cidre zu produzieren. Ich habe schon Cidre aus Deutschland gesehen (und getrunken). Könnten Sie mir helfen herauszufinden, was für Sorten dafür gebraucht werden oder wo ich echte Apfel-Cidre Bäume finden könnte. In der Anlage habe ich eine Liste von Apfel-Cidre Sorten aus Frankreich. Ich würde mich auf alle Ihre Antworten freuen.


Antwort von Wilfried Marquardt am 07.10.2004
Ich denke, dass Sie sich wegen der Cidre-Produktion gedanklich verirrt haben. Cidre ist eine Lokalbezeichnung für französischen Apfelwein. Welche Apfelsorte Sie wählen, ist eigentlich unwichtig. Es kommt auf die Säure und einen nicht zu hohen Zuckergehalt an. Die Apfelsorte sollte im Saft einen Säurewert zwischen 6 bis 9 Gramm pro Liter und einen Zuckerwert bis 50 Grad Oechsle haben.

Die Eigenheit des "Cidre" besteht im Gegensatz zum hessischen "Äppelwoi" darin, dass der Cidre eine geringe Restsüße hat und noch schwach moussiert. Dies wird durch gezielten Abbruch der Gärung erreicht. Der Äppelwoi hingegen ist völlig ausgegoren und schmeckt dadurch trocken.


Beide Apfelweinarten werden mit oder ohne Wasserzusatz hergestellt. Je nachdem, wie hoch der Zuckerwert des Muttersaftes ausfällt.

Der Cidre doux hat z.B. maximal 5 Vol% Alkohol. Hierfür wird Saft mit 50 Grad Oechsle verwendet, wobei 40 ° Oechsle vergoren werden und 10 ° Oechsle als Restsüße verbleiben. Im Mittel weist Apfelsaft 50 bis 56 Grad Oechsle aus und würde somit 6 bis 7 Vol% Alkohol bei vollständiger Vergärung ergeben.


Wenn Sie Ihren Cidre ohne Wasserzusatz produzieren wollen, wählen Sie Apfelsorten mit den o.a. genannten Säure- und Zuckerwerten.

Hier in Norddeutschland eignen sich die Sorten:



Das alles aber nur unter der Voraussetzung eines nicht zu sonnigen Herbstes. Dauersonne von einem Monat vor der Genussreife erhöht den Zuckerwert bis zu ca. 10 Grad Oechsle.

In Ihrem Umfeld wird es sicherlich andere Lokalsorten geben, die auf meine Beschreibungen zutreffen.
Ansonsten können Sie jede Apfelsorte verwenden, wenn Sie das Ausgangsmaterial für die Vergärung entsprechend mit Wasser und/oder fehlender Säure nachbessern.

Auf jeden Fall wünsche ich ihnen viel Erfolg bei Ihrer Auswahl der Apfelsorten.



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Obstwiese mit Apfelbäumen ergänzen


Frage
Letzten Samstag habe ich für dieses Jahr das letzte mal Saft gepresst. (Späte Äpfel gibt’s bei uns fast keine) Im Keller haben wir jetzt genug Saft für ein Jahr.

Nun möchte ich noch ein paar Obstbäume ca. 10 Stück pflanzen. In der Wiese, in die die Bäume gepflanzt werden sollen, stehen schon Bäume. Von einigen Bäumen weiß ich, dass es Jakob Fischer, Zitronenäpfel, Bohnapfel, Cox Orange sind. Die anderen Sorten kennen wir nicht.

Auf Ihrer Seite habe ich gesehen, dass sie auch als Pomologe aktiv sind. Können sie uns bitte ein paar robuste Sorten empfehlen? Es sollten Speiseäpfel und Äpfel zum Saft pressen gepflanzt werden, vielleicht auch Birnen. Würden sie eher zu Hochstämmen, oder Halbstämmen raten?

Die Wiese ist an einem Südhang gelegen. Der Standort ist in der nähe von Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis). Ich bedanke mich schon mal für ihre Mühe


Antwort von Wilfried Marquardt am 20.10.2007
Zu Ihrer Nachpflanzung kann ich Ihnen nur empfehlen, sich persönlich mit der Materie auseinander zu setzen. Fehlentscheidungen stellen sich erst nach 10 und mehr Jahren heraus und inzwischen sind Sie ohne Nutzen zu haben, alt geworden.


Bei Ihrer Grundausrichtung unterscheiden Sie Speiseäpfel von Saftäpfel. Kennen Sie den Unterschied und wollen Sie sich das mit den Saftäpfeln wahrhaftig antun? Zu den Saftäpfeln in unserer Gegend zählen z.B. der Horneburger Apfel und der Ontario. Das Zellgefüge dieser Sorten ist locker und aufgeschlossen. Dadurch lassen sich die „Saftsorten“ besonders ergiebig abpressen. Die Saftausbeute liegt etwa um 10 % höher, als bei den Speiseäpfeln. Dafür haben diese Sorten ein fades Aroma, wenig Süße und eine hohe Säure. Etwas milder in der Säure fällt dagegen der Jakob Lebel aus. Aber auch fade und wenig Süße. Als Saft somit nicht zu empfehlen. Wollen Sie solchen qualitätsarmen Saft?

Was verstehen Sie unter robust?
Soll der Baum 120 Jahre robust überdauern oder meinen Sie robust gegen Krankheiten, Dürre, Staunässe, Frosthärte, Hagel. Sturm oder was es sonst noch geben kann? Eine Sorte mit all diesen Eigenschaften gibt es nicht.


Ich schlage Ihnen vor, sich zart auf den Obstbau einzustimmen. Fangen Sie unten an und belegen einen Kurs bei der VHS oder Biologischen Station zum Thema Obstpflanzung oder Obstbaumschnitt. Solch ein Kurs vermittelt formal Fachkenntnisse. Wesentlicher sind jedoch die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme zum Dozenten oder zu den anderen Kursteilnehmern. In diesem Sinne sehen Sie sich bitte die Seminarseite auf www.pomologen-verein.de an. Buchen Sie eines der Angebote im Nachbarbundesland und übernächtigen gegebenenfalls auch dort. Es lohnt sich immer. Danach fügt sich Stein auf Stein. Im fortgeschrittenen Stadium belegen Sie dann ein Seminar der ländlichen Heimvolkshochschule Lauda www.lhvhs.de . Siehe auch die Linkseite vom Pomologen-Verein am Ende unter Ausbildung.

Die Angebotspalette ist riesig, machen Sie was draus.



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Verarbeitungszeitpunkt für späte Sorten


Frage
Ich bitte um Auskunft über die Eignung von spät in die Genussreife kommenden Apfelsorten wie Ontario, Bohnapfel, Altländer Pfannkuchen, Seestermüher Zitronenapfel, Cousinot usw. für die individuelle Saftherstellung.


Antwort von Wilfried Marquardt am 17.02.2009
Die jeweilige Sorte ist zum Zeitpunkt der Genussreife zu Saft zu verarbeiten. Bei den von Ihnen genannten Sorten ergeben sich noch zeitliche Unterschiede. In unserem norddeutschen Klima ist z.B. der Bohnapfel in der letzten Oktoberwoche genussreif und der Ontario erst ab der zweiten Novemberwoche. Ausnahmen ergeben sich, wenn der Herbst durchgängig warm mit Tagestemperaturen über 15 Grad C ist. Dann verschieben sich die Verarbeitungszeiträume im Norden bis zu zwei Wochen nach vorne. Das hängt also vom jeweiligen Wärmeklima ab. Im Süden unserer Republik sind die Termine generell früher.



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Begriffsbestimmung “Pflückreife” und “Genussreife”


Frage
Worin unterscheiden sich die Begriffe „Pflückreife“ und „Genussreife“?


Antwort von Wilfried Marquardt am 17.02.2009
Wenn das Obst als Essobst vermarktet werden soll, wird es vor der vollständigen Reife gepflückt und eingelagert. Im speziellen Kühllager reift das Obst langsam nach und kann vom Vermarkter lange vorgehalten werden. Für den Obstvermarkter steht die Lagerfähigkeit an erster Stelle und nicht der vollmundige Fruchtgenuss.


Genussreife liegt vor, wenn die Stärke in der Frucht überwiegend in Zucker umgewandelt ist. Parallel dazu ist das sortentypische Aroma ausgeprägt. Bei säurehohen Sorten ist die anfängliche scharf wahrnehmbare Zitronensäure in die harmonische Apfelsäure gewandelt.


Erläuterungen zum Foto:
In der oberen Reihe sind die ganzen Früchte der jeweiligen Sorte abgebildet.

Für die mittlere und untere Reihe wurde jeweils eine Frucht der jeweiligen Sorte quer geteilt. Die Fruchthälften der mittleren Reihe blieben zum Vergleich unbehandelt.

Die unteren Fruchthälften wurden mit einer Jodlösung besprüht. Das Foto wurde nach etwa 4 Minuten Einwirkzeit der Jodlösung aufgenommen.

Die untere Reihe zeigt mit dem Farbverlauf den relativen Stärkeanteil an der Schnittstelle der Frucht an. Je stärker die schwarz-violette Verfärbung ist, um so unreifer ist die Frucht.


Die Früchte der Spalten 2, 3 und 5 sind pflückreif und für die Einlagerung geeignet, jedoch nicht für die Saftverarbeitung.

Die Früchte der Spalten 1 und 4 sind genussreif und damit für die Saftverarbeitung verwendbar.


Weitere Infos zum Stärkeabbau und zur Erntezeitbestimmung siehe hinterlegte PDF-Datei auf: http://www.strickhof.ch/fachwissen/obst-beeren/ernte-lagerung .

(Der o.a. Link wurde von mir am 31.08.2012 aktualisiert, Wilfried Marquardt)



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Mischsaft aus unterschiedlichen Reifegraden


Frage
Wie ist die geschmackliche Ausgewogenheit bei unterschiedlich vorliegenden Reifegraden? Schmeckt denn ein zur Erntezeit daraus gepresster Saft überhaupt? Ich frage deshalb, weil viele den Saft von den eigenen Äpfeln gleich wieder mitnehmen möchten.


Antwort von Wilfried Marquardt am 17.02.2009

Wenn unreife und reife Sorten als Mischobst zu Saft verarbeitet werden, ergibt sich daraus ein qualitativ minderwertiger Saft. Im Einzelfall kommt es auf die verwendeten Sorten an. Wenn z.B. in der dritten Oktoberwoche ein genussreifer Holsteiner Cox mit dem dann noch unreifen Ontario verarbeitet wird, ergibt sich ein noch trinkbarer Mischsaft. Besser geeignet wäre die Mischung der Sorten Golden Delicius mit Ontario in der vierten Oktoberwoche, weil der Delicius nur über geringe Säure verfügt und damit die Gesamtsäure des Saftes mindert.


Wer Genaueres über die vorliegende Saftqualität wissen will, prüft dies mit einfachen Werkzeugen, die es für Hobbymoster z.B. bei www.vierka.de gibt. Es handelt sich um die Bestimmung der Säure und die Feststellung der Gewichtsinhaltsstoffe nach Oechsle (Süße).

Nach den gesetzlichen Vorgaben müssen Apfelsäfte mindestens 5 Gramm/Liter Gesamtsäure und 45 Grad Oechsle beinhalten. Bei Apfelsäften einer Sorte sind Unterschreitungen bis 40 Grad Oechsle zulässig. Unter 40 Grad Oechsle dürfen die Säfte nicht mehr als Lebensmittel hergestellt oder abgegeben werden. Verantwortlich ist der Saftproduzent. Diese Regelung gilt auch, wenn Sie als Privatperson die Äpfel Ihres Nachbarn verarbeiten und den Saft dorthin zurückgeben. Nur bei der Eigenverwertung sind Sie von der Regelung nicht betroffen.
Meine rechtlichen Hinweise sind keine „rechtliche Beratung“. Im Einzelfall ist fachliche Rechtsberatung einzuholen.



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Lagerobst verarbeiten


Frage
Ergeben sich Nachteile, wenn vorzeitig gepflückte Äpfel zur Nachreife gelagert werden, um sie danach zu versaften?


Antwort von Wilfried Marquardt am 17.02.2009

Obst ist immer erntefrisch zu vermosten.


Bei privater Lagerung, auch in luftigen Behältnissen, reifen Äpfel im Sinne einer Qualitätsverbesserung nicht mehr nach, weil die typische Versorgung vom Baum nicht mehr vorhanden ist. Lediglich bei den Säure- Zuckerwerten finden noch Veränderungen statt.

 
In den ersten beiden Wochen der offenen Lagerung verliert das Obst nach eigenen Erhebungen je Woche fünf Prozent an Gewicht infolge Verdunstung. Nach zwei Wochen Lagerung somit zehn Prozent. Durch den Welkprozess verändert sich auch das Fruchtfleischgefüge mit der Zellstruktur.


Die Maische von Äpfeln mit zweiwöchiger Zwischenlagerung lässt sich schwer abpressen, weil die Saftkanäle für den freien Saftablauf geschrumpft und damit undurchlässiger sind.

Die Folge sind längere Presszeiten mit erhöhtem Trubgehalt bei verminderter Saftausbeute.

Handelt es sich bei dem Lagerobst um „Pflückreife“, schmeckt der Saft fade.

Bei Lagerobst der „Genussreife“ liegt ein vollmundiger und hochwertiger Saft vor, jedoch mit geringer Ausbeute und erhöhtem Feintrubanteil, der sich nach der Abfüllung in der Flasche als Fruchtschlamm absetzt.

Zwei Wochen altes Lagerobst fühlt sich wie Hartgummi an. Es kann auch akustisch erkannt werden, wenn es in eine blecherne Wanne geschüttet wird. Frischobst hat hierbei einen hellen und harten Klang. Lagerobst schallt dumpf und ohne Klang.



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Begriffsbestimmung “Mostobstsorten”


Frage
Sollten bei Neupflanzungen für die Saftproduktion bevorzugt Mostobstsorten gewählt werden und was sind Mostobstsorten?


Antwort von Wilfried Marquardt am 17.02.2009

Als Mostobst wird sprachgebrauchlich Obst verstanden, das als Essobst wenig Geschmack hat oder sich zäh abbeißen lässt oder besonders saftergiebig ist.

Von diesen drei Merkmalen verfügt der Ontario über zweieinhalb Eigenschaften:


Auch als Mostobst sollten nur Sorten gepflanzt werden, die den persönlichen Geschmack befriedigen. Die Sorten Ontario, Horneburger und Altländer Pfannkuchen sind sicherlich nicht wohlschmeckend.

Beim Ontario ergibt sich eine Ausnahme, wenn die Äpfel genussreif und frisch verarbeitet werden. Für Genießer trockener Weine kann der Ontariosaft auf Festlichkeiten/Besuchen als Weinersatz gereicht werden, wenn wegen Alkoholverzicht der Weingenuss reduziert werden soll.



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Sorten für die Streuobstwiese


Frage
Ich werde oft um Empfehlungen von altbewährten regionalen Sorten gefragt. Die wenigsten wollen aber sogenanntes Lagerobst erzeugen, sondern gleich zur Erntezeit Saft pressen lassen. Kann man also unter dem Aspekt der ausschließlichen "Saftnutzung" noch die zwar altbewährten, aber späten Sorten für die Pflanzung im Privatgarten empfehlen ? Dies trifft sicher nicht zu für Streuobstanlagen, deren Ertrag in der Regel nicht für die individuelle Pressung genutzt wird, sondern "industriell" verarbeitet wird.



Antwort von Wilfried Marquardt am 17.02.2009
Wer eine Streuobstwiese, einen Obstgarten anlegen oder auch nur Einzelbäume nachpflanzen will, sollte Sorten wählen, die geschmacklich ausgewogen sind. Also gutes Aroma, mittlere Säurewerte und mittlere bis hohe Zuckerwerte beinhalten. Für den kontinuierlichen Erntebetrieb nicht nur Sorten wählen, die alle zum gleichen Zeitpunkt reifen, weil damit der Ernte- und Verarbeitungsprozess für alle Beteiligten zeitlich überfordert wird. Somit sind sowohl früh reifende als auch spät reifende Sorten einer Reifeperiode gleichmäßig auszuwählen.

 
Die relativ spät reifenden Sorten Boskoop oder Finkenwerder Herbstprinz sollten auf keiner Fläche fehlen, weil beide Sorten gleichermaßen über gute Saftaromen, harmonisch hohe Säurewerte und überdurchschnittlich hohe Zuckerwerte verfügen. Diese Säfte sind bestens für Schorlen mit Trink- oder Mineralwasser im Verhältnis 1:1 geeignet.

Es sind also alte Sorten zu wählen, die der Betreffende auch als Essapfel bevorzugt. Auf wohlklingende Sortennamen ohne Kenntnis der Eigenschaften wie Erntezeitpunkt, Aroma, Säure- und Zuckeranteile, sollte sich keiner für eine Pflanzung einlassen.


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.. auch Birnenbäume


Frage
An meiner Arbeitsstelle am Ratzeburger See wollen wir ca. 10 neue Apfelbäume alter Apfelsorten pflanzen, auch Pflaumen- und Birnbäume. Gibt es über Ihren Pomologenverein oder von Ihnen persönlich eventuell einen Hinweis, welche Sorten empfehlenswert und schmackhaft sind, welche vielleicht damit vor dem Aussterben bewahrt werden können und wo diese erworben werden können hier in der Nähe? Meine Chefs denken an bereits hochgewachsene junge Bäume. Außerdem hätte ich gerne die Internetadresse Ihres Vereins, damit wir uns informieren können.


Antwort von Wilfried Marquardt am 27.03.2009
Einige Grundzüge Ihres Fragenkomplexes finden Sie von mir bereits beantwortet auf
www.hobbymosterei.de unter „Fragen und Antworten“ auf der Seite „Sortenwahl“.

Baumschulen nach Bundesländern sortiert, mit Angeboten alter Obstsorten finden Sie auf http://www.pomologen-verein.de/Links/Baumschulen/baumschulen.html . Es sind aber keine in Ihrer Ratzeburger Nähe dabei. Ich schlage Ihnen daher vor, Kontakt mit Herrn Xxxxxx vom Fachdienst Umwelt der Stadt Geesthacht in Ihrer relativen Nähe aufzunehmen.
Die Stadt Geesthacht hat vor Jahren einige kleinere Streuobstwiesen angelegt. Herr Xxxxxx wird Ihnen gerne Auskünfte über Bezugsquellen und weitere Erfahrungen mit den Anpflanzungen geben.

Gleiches gilt mit der Stadt Lauenburg, die über eine alte Streuobstfläche verfügt und etwa im Jahre 2005 Wegeränder im Park mit jungen Hochstämmen ergänzte, siehe beigefügtes Foto. Mit einem Ansprechpartner kann ich hier jedoch nicht aufwarten.

Grundsätzlicher Tipp:
Ihre Entscheidungsträger sollten sich festlegen, für welchen Zweck die Bäume gesetzt werden sollen. Danach eine Checkliste mit den Kriterien erstellen und sich darauf von Fachkundigen beraten lassen. Auf unserer Seite unter F&A habe ich die Problembereiche von verschiedenen Standpunkten beleuchtet und auch auf die Folgen hingewiesen.

Weitere Links zu Ihrem Vorhaben finden Sie unter http://www.pomologen-verein.de/Links/links.html . Hoffentlich fühlen Sie sich nicht gleich von der Fülle des Angebotes erschlagen.

Bevor Sie sich zur Wahl von Birnenbäumen entscheiden, sollten Sie im Nachbarumfeld erkunden, ob von den vorhandenen Birnenbäumen im Herbst auch Früchte geerntet werden. Wenn in der Gegend bestimmte Wirtspflanzen für den Birnenvirus vorhanden sind, werden die Bäume zwar schön blühen, jedoch keine Birnen tragen.

Ich denke, dass ich Ihnen einiges Rüstzeug an die Hand geben konnte und wünsche Ihnen eine interessante Aufgabenumsetzung.



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Besonderheiten des Klarapfels


Frage
Wir haben ein altes Grundstück übernommen, auf dem ein Klarapfelbaum wächst. Der Baum hängt voll wie Trauben....

Unsere Frage: Kann man aus dieser Sorte Saft herstellen?


Antwort von Wilfried Marquardt am 05.07.2009
Aus dem Klarapfel lässt sich, wie aus jedem anderen Apfel auch, Saft herstellen.

Weil die Früchte dieser Sorte über einen vollen Monat nach und nach am Baum reifen, können die Äpfel nicht in einem Stück geerntet und zu Saft verarbeitet werden.

Zur Vermostung sind jeweils immer nur die frisch abgefallenen Äpfel geeignet. Damit sich die Verarbeitung lohnt, kann das Obst auch von 2 Tagen gesammelt werden. Wenn 3 Tage angesammelt wird, sind die Falläpfel vom ersten Falltag bereits derart mürbe, dass diese wenig ergiebig sind und zudem den freien Saftablauf innerhalb der Maische behindern. Es läuft dann ein sehr trubhaltiger Saft ab und die Presszeit verdoppelt sich.


Je nach Umgebungstemperatur beginnt bei Dreitage-Fallobst der Sorte Klarapfel bereits der Fäulnisprozess und diese Früchte sind dann auszusondern.
Ansonsten ist die Saftqualität hervorragend mit stark ausgeprägtem Aroma und mittleren Säure- und Zuckerwerten.

Als wir 1978 unseren Mostbetrieb mit einer 25-Liter-Spindelkorbpresse aufnahmen, standen uns gleich 3 Klarapfelbäume zur Verfügung.

Einer stand auf unserem Grundstück und zwei davon in entfernter Nachbarschaft. Im Folgejahr kamen dann noch 3 weitere Augustapfelbäume aus dem Ort dazu.

So zog ich zweimal wöchentlich am Freitag und Montag zur Ernte aus und verarbeitete das Obst dann am Folgetag.


Wegen meiner Berufstätigkeit war damit die Zeit nach Feierabend bis 22:00 Uhr voll ausgefüllt. Im fünften Jahr gab ich diesen Erntestress auf und verarbeitete unseren Baum dann am Wochenende in einem Stück.

Die Saftqualität war wegen des hohen Anteiles unreifer Früchte miserabel. Sehr hohe Säure bei geringer Süße, wobei das Aroma aber noch deutlich wahrgenommen wurde.


Danach haben wir die Verarbeitung vom Klarapfel wegen des zu hohen Aufwandes der Kleinmengenverarbeitung aufgegeben.


Wenn Sie den Aufwand der mehrmals wöchentlichen Fallobstverarbeitung nicht scheuen, werden Sie mit einem ausgezeichneten und wohlschmeckenden Apfelsaft belohnt.



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Nachpflanzung von 137 Apfelbäumen

Frage

Ich beabsichtige in diesem Jahr eine größere Zahl Apfelbäume nachzupflanzen um diese zu erhalten und die anfallenden Äpfel zu Saft pressen zu lassen. Der Standort liegt in Taunusstein (Hessen).

 Im Anhang befindet sich eine Auflistung der Sorten, die ich zusammengetragen habe. Nun stellt sich mir die Frage welche dieser Sorten sich zum Saftpressen eignen, bzw. welche Sorten ungeeignet sind ?

 

Über eine Antwort würde ich mich freuen.


Antwort von Wilfried Marquardt am 12.02.2016

Meine Hochachtung zu Ihrem Vorhaben der Nachpflanzung von 137 Apfelbäumen.

Mir ist nur nicht klar, wo der Schwerpunkt Ihrer Mühen liegen soll. Wollen Sie bevorzugt die Sortenvielfalt in den Vordergrund stellen mit möglicher Reiserabgabe oder sollen später sortenreine Apfelsäfte produziert werden?


Egal was es ist, Ihre Fragen finden Sie auf http://www.obstpresse.de/Sortenwahl.html bereits von mir beantwortet.

Wenn Sie das Obst nicht selbst verarbeiten, sondern zur Mosterei bringen, wird sicherlich nicht nach Sorten getrennt, sondern nur nach Reifezeitpunkt gesammelt. Dann ist es völlig egal, welche Sorten das sind, weil alle Sorten grundsätzlich zur Misch-Apfelsaftverarbeitung geeignet sind. Wenn Sie sich doch noch zur Eigenverarbeitung entschließen sollten, sind die vielen Apfelsorten nicht sinnvoll. Entsprechend dem persönlichen Geschmack sollten 3 bis 5 Bäume einer Sorte gepflanzt werden. Dann lohnt sich wenigstens die sortenreine Saftherstellung mit lukrativer Vermarktung für den Fremdenverkehr auf Ihrer Obstwiese mit Schaukelterei.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.






Unterschiede zwischen Apfel- und Birnenquitten


Frage

Sie schreiben dass die Apfelquitten milder sind? Lese ich das eigentlich überall andersrum!? Oder habt ihr spezielle Sorten?

 

Ich dacht die Apfelquitte hätte mehr Aroma und Säure, die Birne wäre milder ?!

 

Mischt ihr die Quitten auch mit normalen Äpfeln oder Birnen?


Antwort von Wilfried Marquardt am 30.09.2017

Mit der Verarbeitung von Quitten begann ich im Jahre 1981. Erst mit unserer eigenen Birnenquitte „Varenga“ und in den Folgejahren weitere Birnenquitten-Sorten, die ich alle selbst in den Hausgärten geerntet hatte. Weil wir den Quittensaft überwiegend zu Wein verarbeiteten, war die Feststellung des Zuckerwertes nach Oechsle und Säurewertes in Gramm/Liter eine Pflichtübung.

Die Birnenquitten lagen je nach herbstlicher Witterung zwischen 46 bis 54 Grad Oechsle und der Säurewert zwischen 8 bis 14 Gramm/Liter. Erntezeitpunkt für die Birnenquitte hier im Norden war in der ersten bis zweiten Oktoberwoche.


Die Apfelquitte durfte ich erstmals 1988 in einem Hausgarten mit 3 gleichen Buschbäumen ernten und erlebte mit diesem Saft bei der Weinbereitung eine Überraschung. Säure, Zucker und Aroma fielen Ende Oktober bei dem Apfelquittensaft wesentlich schwächer aus, als bei der Birnenquitte.

Erst als ich 1993 das „selbst pflücken“ in den Hausgärten einstellte und wir auf Anlieferung des Obstes umstellten, wurde uns eine Vielzahl von Quittensorten angeliefert. Wir trennten dann die Birnenquitten von der Apfelquitte bereits bei der Obstannahme zu unterschiedlichen Terminen. Die Apfelquitte wurde zwei Wochen nach der Birnenquitte geerntet und verarbeitet. Wegen der längeren Baumreifezeit konnte bei der Apfelquitte ein milder Saft mit brauchbaren Aroma als Trinksaft entstehen. Im Gegensatz ist die Birnenquitte wegen des hohen Säurewertes nur mit Wasserverdünnung gut trinkbar.


Wer nun wie ich anfangs aus Unkenntnis die Apfelquitte in der Jahreszeit zu früh erntet und verarbeitet, wird geschmacklich einen sauren Saft mit geringen Zuckerwert und fadem Aroma vorfinden. In Wahrheit ist der Saft nicht saurer als ein Apfel. Es fehlt dem Saft wegen der Unreife der Zucker und das Aroma. Die negative Geschmacksempfindung wird auch noch durch hohen Gerbstoffgehalt (Tannin) verstärkt.


Unabhängig von meinen o.a. Ausführungen empfehle ich Ihnen, im kleinen Stil eigene Feststellungen bei der Verarbeitung von Apfel- und Birnenquitten zu treffen. Vielleicht gibt es ja die von Ihnen „andersrum“ beschriebenen Säureeigenschaften. Mir sind diese Sorten jedoch nie bekannt geworden. Oder handelte es sich nur um zu früh und unreif geerntete Apfelquitten?


Apfel-Quittensaft haben wir nicht angeboten, weil wir bereits die verschiedenen Apfelsorten produzieren. Ein derartiger Verschnitt wäre nur sinnvoll, wenn hierfür milde Apfelsorten verwendet würden. Andernfalls wäre der Saft im Säurewert mit dem zusätzlichen Gerbstoffgehalt zu hoch.

Eine geschmacklich hervorragende Variante ist der Verschnitt mit Birnensaft im Verhältnis 1:1 mit der Birnenquitte.





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Apfelbäume für die Mosterei in Hochlage


Frage

Ich möchte gerne auf meiner Wiese einige Apfelbäumchen pflanzen, die dann später als Saft-Äpfel verarbeitet werden sollen. Nun stellt sich die Frage, welche Sorte (n) sollte ich da nehmen?


Ich wohne auf ca. 850 Meter Höhe in etwas rauheren Schwarzwald-Klima, es kommt durchaus vor, dass es bis Ende April noch Frostnächte gibt.  Was würden sie da empfehlen?


Antwort von Wilfried Marquardt am 08.03.2019


Mit diesem Thema des Obstanbaus wurden bereits diverse Fachbücher gefüllt, so umfangreich ist es. Für Sie vereinfacht abgekürzt empfehle ich Ihnen mehrere Vorgehensweisen:

1. Bei Ihrer Suche nach Sorten, sollten Sie darauf achten, dass die Früchte in einer verkürzten Vegetationszeit am Baum ausreifen müssen, weil nur genussreifes Obst als Saft tauglich ist. Pflückreifes Obst, wie es die Obstbauern einlagern, ist unreif und der daraus gewonnene Saft ist minderwertig. Siehe hierüber auch meine Ausführungen auf http://www.obstpresse.de/Sortenwahl.html#Genussreife . 

2. Wegen der auszuwählenden Wurzelunterlage werden Sie sich entscheiden müssen, ob der Baum schon nach wenigen Jahren tragen soll oder frühestens nach 15 Jahren Standzeit. Die früh tragenden Unterlagen wurzeln nicht tief genug und die Baumscheiben müssen ein Leben lang bei Trockenheit gewässert werden. Anders bei den Bäumen für die Streuobstwiese, deren Wurzeln tief ins Erdreich dringen und sich bereits in der Jugend selbst mit Wasser bei Trockenheit versorgen können, sofern in den Schichten vorhanden. Siehe auch die Illustration mit Erläuterungen auf https://www.gartenflora.de/mein-garten/gartenpraxis/rosen-straeucher-baeume/wuchsstaerke-bei-apfelbaeumen/ .

3. Suchen Sie eine oder mehrere Baumschulen in der betreffenden Region auf, die geeignete Sorten für das Klima vorhält. Es nützt Ihnen ja nichts, wenn Sie Sortenempfehlungen aus der Literatur nachjagen, die im Handel nicht angeboten werden.

4. Nehmen Sie Kontakt mit Ansprechpartnern des Pomologen Vereins in Ihrer Region auf. Kontakt über die Landesgruppe auf https://www.pomologen-verein.de/landes-und-regionalgruppen.html .

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der weiteren Umsetzung Ihres Vorhabens.





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